Das Kunstwerk im Zeitalter seiner digitalen Reproduzierbarkeit
Dieser Vorschlag wurde per E-Mail von Thomas Blank eingereicht.
Dieser Vorschlag wurde per E-Mail von Thomas Blank eingereicht.
1 | Kontrollverlust und Demokratisierung |
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3 | Wie allen mit Sorge geführten Diskussionen Veränderungen |
4 | betreffend, wohnt auch dem öffentlichen Diskurs um das |
5 | Thema Kunst und Netz eine grundlegende Angst inne. Diese |
6 | Angst lässt sich in diesem Kontext wohl am ehesten als |
7 | Ausdruck eines Kontrollbedürfnisses verstehen. Dieser |
8 | Wunsch nach Kontrolle seitens der Produzenten ist |
9 | verständlich, hat doch jedes künstlerische Produkt eine |
10 | mindestens doppelte Wertigkeit: die wirtschaftliche und die |
11 | persönliche, fast magische, die die besondere Beziehung von |
12 | Produzenten und Produkt im Kreativsektor ausmacht. Diese |
13 | Angst herrscht im Kunstbetrieb schon seit Menschen gedenken |
14 | und findet im Zeitalter der digitalen Reproduktion |
15 | lediglich ihre qualitative und quantitative Perfektion. |
16 | Eine weitere Ausführung wäre an dieser Stelle deshalb |
17 | überflüssig. Erstaunliche Querdenker wie der französische |
18 | Fotograf Jules Joly hatten mit den frühesten |
19 | Reproduktionstechniken – denen der jungen Fotografie – |
20 | etwas ganz anderes als Diebstahl geistigen Eigentums vor. |
21 | Jules Joly strebte einen Allgemeinbildungsprozess für |
22 | größere Teile der Gesellschaft an; durch die Bebilderung |
23 | der Welt sollte Kunst und Wissen im Volk verbreitet werden. |
24 | ( vgl. S.95 in „Meisterwerke der Fotografie“,Bernd Stiegler |
25 | und Felix Thürlemann). |
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28 | Der digitale Rückkopplungseffekt |
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30 | Kunst kann sich – zumindest nach vergangenem und aktuellem |
31 | Kunstverständnis – nicht vom Begriff der Exklusivität |
32 | lösen. Weder Andy Warhols „Factory“ noch die Künstler des |
33 | „fluxus“ vermochten dies im Grunde zu ändern. Walter |
34 | Benjamin postuliert in seinem Buch „Das Kunstwerk im |
35 | Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ zwar, dass |
36 | durch eben diese Reproduzierbarkeit die „Aura“ verloren |
37 | ginge, aber die Erfahrung des Kunstkonsums im letzten |
38 | Jahrhundert zeigt, dass die Reproduzierbarkeit den Reiz des |
39 | Erlebens nicht zu schmälern vermögen. Ebenso gilt dies für |
40 | die digitale Reproduktion. Sofern das Kunstwerk nicht für |
41 | die Präsentation auf einem Bildschirmmedium gedacht ist, |
42 | wird das digitale Abbild eben immer nur ein Vorgeschmack |
43 | bleiben. Warum also nicht die Möglichkeit nutzen, alle |
44 | Kunst so gut wie möglich im Internet zu präsentieren, um |
45 | die Augen und den Geist „hungrig“ zu machen? Die |
46 | Möglichkeiten der digitalen Teilhabe können an dieser |
47 | Stelle überhaupt nicht überschätzt werden. "Das Kunstwerk |
48 | selber muss – ohne Antastung seines ihm innewohnenden (!) |
49 | ästhetischen Werts – beliebig oft und ohne Qualitätsverlust |
50 | kopierbar sein. Dies ist beispielsweise bei einem Gemälde |
51 | nicht gegeben. Hier ist lediglich das digitale Abbild |
52 | massenweise verfügbar [ ... ]. Das Buch an sich – als |
53 | Ausdruck und Bindung verstanden – ist wiederum nicht der |
54 | ästhetische Wert des Kunstwerks. Die reine Erzählung ist |
55 | es, der Rest ist einfach ein haptischer Leckerbissen." ( |
56 | Quelle: |
57 | http://medienkulturblog.de/2009-04-18-das-kunstwerk-im-zeita |
58 | lter-seiner-digitalen-reproduzierbarkeit/ ) Wie sonst wäre |
59 | zu erklären, dass Menschen auch nach dem Lesen eines Buches |
60 | die Geschichte stets nochmal aus dem Munde des Autors hören |
61 | wollen oder das Gemälde, dass tausendfach im Internet |
62 | kursiert, dennoch im Museum angesehen wird? Die |
63 | Präsentationsform, die Darbietung der Kunst, ja das |
64 | Zelebrieren des Un-Fassbaren – hierin liegt das wirkliche |
65 | potential einer „bildenden“ Kunst. Alle vorgelagerte Replik |
66 | ist und bleibt eine Hinführung zu dem Moment, den man nicht |
67 | in Worte fassen kann. Die Chancen der digitalen Verbreitung |
68 | liegen deshalb wohl gerade darin, dass man sich auf die |
69 | „Aura“, das Besondere, die Einzigartigkeit zurückbesinnt. |
70 | Und das wiederum liegt darin begründet, dass die reine |
71 | Verfügbarkeit noch niemanden glücklich gemacht hat. Um |
72 | dieses Bewusstsein auch Flächendeckend zu schaffen, sind |
73 | Bildungsstrukturen nötig, die Raum für Kreativität und |
74 | Auseinandersetzung bieten. An dieser Stelle wäre ein |
75 | Plädoyer für kulturelle Bildung angebracht, dass ich nach |
76 | aktuellem Tageswerk allerdings nicht in angemessener Form |
77 | schreiben kann, vielleicht findet sich ja ein anderer |
78 | Autor, es würde mich freuen ;) |
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